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Impfeffektivität Teil 3: Die Impfung hat laut RKI-Daten eine negative Effektivität bei Omikron

Update: RKI korrigiert Daten im Wochenbericht nachträglich

Das RKI hat am 3.01.2022 die Anzahl der ungeimpften Omikron-Fälle auf 1097 korrigiert. Ich passe daher die Berechnungen an. Zuvor wurden 186 Ungeimpfte gemeldet.


In den letzten beiden Blogposts habe ich erklärt, wie das RKI die Impfeffektivität berechnet und diese Berechnungen rekonstruiert.

Das RKI hat im Wochenbericht vom 30.12.2021 folgende Zahlen zu Omikron veröffentlicht:

Es wurden 6.788 Fälle von Omikron mit Angabe zu Symptomen übermittelt.

4.020 davon waren Vollständig geimpft, 1097 waren ungeimpft. 1.137 waren geboostert.

Über die verbliebenen 2.582 gibt es keine Information zum Impfstatus. Es kann sich dabei um “Unbekannt” als Impfstatus handeln oder um “Unvollständig Geimpft”, was heißt, dass es nur eine Impfung gab oder die zweite noch keine 14 Tage her ist.

Mit exakt der selben Methode, die das RKI bislang verwendet hat, können wir nun die Impfeffektivität ermitteln.

Dafür kommt die Farrington-Formel zum Einsatz. 


Mit VE = Impfeffektivität

PCV = Anteil der Geimpften an den Erkrankten

PPV = Anteil der Geimpften an der Grundgesamtheit.

Wir haben also:

PCV = 4020 / (4020 + 1097) = 0.79.

Das RKI berechnet die Grundgesamtheit als die Anzahl der Geimpften plus die Ungeimpften. Als ungeimpft zählt, wer nicht wenigstens einmal geimpft ist. Für die Berechnung der Ungeimpften wird die Gesamtzahl der mindestens einmal Geimpften von der Gesamtbevölkerung subtrahiert. Diese Zahl der mindestens einmal Geimpften liegt aktuell bei 61.608.213. Die Anzahl der vollständig geimpften liegt bei 59.112.588. Beide Werte wurden dem aktuellen Impfmonitor des RKI entnommen. 

Wir rechnen also:

PPV =  59112588 / (83155031 – 61608213) = 0.73

Setzen wir diese Werte in die Farrington-Formel ein, dann ergibt sich eine Impfeffektivität von -0.33.

Diesen Wert kann man so interpretieren, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Omikron-Infektion durch die Impfung um den Faktor 0.33 ERHÖHT. (Zur Limitation dieser Interpretation siehe unten.)

Ein fiktives Beispiel:

Eine Population von 100.000 ist ungeimpft. Es stecken sich 400 Personen mit Omikron an. Laut RKI werden im Durchschnitt 10% davon hospitalisiert, also 40 Personen. 

Eine zweite Population von 100.000 ist vollständig geimpft. Hier stecken sich jetzt 400 + 400*0.33 = 532 Personen an. Gehen wir davon aus, dass die Impfung nach wie vor vor Hospitalisierung schützt und zwar mit einer Wirksamkeit von 90%

Es würden also nicht die erwarteten 53 Personen hospitalisiert, sondern nur 10% davon. Also 5 Personen statt wie im ersten Beispiel 40 Personen. Unter den Annahme, dass bei Omikron eine Hospitalisierungsrate von 10% besteht und die Impfung zu 90% vor Hospitalisierung schützt, hätte die Impfung also trotz der negativen Impfeffektivität einen Nutzen.

Und Geboosterte?

Die gleiche Rechnung lässt sich für Geboosterte aufstellen.

Konsistent zur bisherigen Vorgehensweise des RKI sind jetzt alle Personen, die nicht geboostert sind aus der Rechnung herauszunehmen. Theoretisch ist das so, als würde man sagen, vollständig geimpft ist man erst nach der dritten Dosis. Dann erhalten wir:

PCV = 1137 / (1137 + 1097) = 0.51.

Die Gesamtzahl der Boosterimpfungen beträgt 31.615.849

Wir rechnen also:

PPV =  31615849 / (83155031 – 61608213) = 0.59

In die Farrington-.Fromel eingesetzt ergibt das eine Impfeffektivität von 0.33.

Im analogen (fiktiven) Beispiel würden sich also von 100.000 Geboosterten 268 infizieren und 3 würden hospitalisiert (im Gegensatz zu den 40 Personen im Beispiel der ungeimpften Population).

Annahme: Omikron führt zu weniger Hospitalisierungen

In den Daten des RKI-Wochenberichts sind nur 124 von 6.788 Omikron-Infizierten hospitalisiert worden. Das wäre eine Hospitalisierungsrate von 1.8%.

Im Beispiel der ungeimpften Population würden also 7 der 400 angenommenen Fälle hospitalisiert.

Bei der vollständig geimpften Population hätten wir wieder 532 infizierte. Davon würden ohne Impfung 10 hospitalisiert werden. Wenn die Impfung 90% dieser Fälle verhindert, bleiben aber davon nur 1.

Das Beispiel zeigt, dass durch eine Abnahme der Hospitalisierungsrate der relative Nutzen der Impfung sinkt, auch wenn die Effektivität gegen schwere Verläufe bleibt. Ob die Impfung bei Omikron gegen schwere Verläufe schützt, ließe sich ganz einfach berechnen. Dafür müsste das RKI nur veröffentlichen, wie viele von den 124 Hospitalisierten geimpft waren.

Diskussion: Kann man die Impfeffektivität so berechnen?

Klare Antwort: Ich denke nein. Wie ich im ersten Teil dargestellt habe, ist die Farrington-Formel bei hoher Impfquote eigentlich ungeeignet. Hinzu kommt, dass die gesamte Datenlage mehr als fragwürdig ist. Darauf weise ich seit über einem Jahr hin. Fakt ist aber, dass das RKI die Impfeffektivität genau so berechnet. Wir können daher nur zwei Positionen beziehen:

Möglichkeit 1: 

Wir akzeptieren die Berechnungsmethode. Dann müssen wir folglich auch die negative Impfeffektivität bei Omikron akzeptieren. 

Möglichkeit 2: 

Wir lehnen die Berechnungsmethode ab. Dann müssen wir auch alle bisherigen Aussagen zur Impfeffektivität ablehnen.

Die politischen Konsequenzen sind bei beiden Möglichkeiten enorm. Im ersten Fall wäre dringend zu überprüfen, ob es unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen überhaupt noch einen positiven Nutzen der Impfung gibt. Sollte der Schutz vor schweren Verläufen bei Omikron relativ zurück gehen, dann ist schnell ein Punkt erreicht, wo die Impfung (auch ohne Nebenwirkungen) mehr schadet als nützt. Im Prinzip kann man bei einer negativen Impfeffektivität auch nicht mehr von einer Impfung sprechen. Es handelt sich dabei eher um ein Programm zur gezielten Durchseuchung, da ja die Ansteckungsrate steigt (und die Verläufe eventuell abgemildert werden). Eine Impfpflicht auf dieser Basis wäre mit einer verpflichtenden Ansteckungsparty vergleichbar, wo man hofft, dass eine frühzeitige Infektion einen schlimmen Verlauf und eine Ausbreitung verhindert.

Wenn wir nicht (mehr) bereit sind, die Berechnung der Impfeffektivität zu akzeptieren (Möglichkeit 2), dann ist das Resultat, dass wir keine Aussage über die Effektivität der Impfung treffen können. Alle bisherigen impfbezogenen Maßnahmen wären damit ohne jede Evidenz. Die Frage, wer geimpft werden sollte oder nicht, kann dann nur eine rein individuelle persönliche Abwägung sein. Solange es keine neuen Daten gibt, die die Wirksamkeit der Impfung einwandfrei belegen, muss die Impfkampagne dann sofort gestoppt werden.

In beiden Fällen ist meiner Meinung nach völlig eindeutig, dass eine Impfpflicht nicht zu rechtfertigen ist und auch nicht akzeptiert werden sollte. Zudem stellt sich im politischen Kontext die Frage, wer in der Regierung seit wann über die Probleme mit der Impfung informiert ist und wer für dieses Fiasko die Verantwortung übernimmt.



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