Analyse der Twittermeldungen zum Thema „Fracking“
In einem interdisziplinären Team am FoKoS von Informatikern, Politikwissenschaftlern und
Ökonometrikern, das ich mit Jun. Prof. Marcin Grzegorzek leite, untersuchen wir Twitter-Meldungen zum Thema
Fracking.
Die Projektgruppe
arbeitet daran, diese Tweets automatisch zu klassifizieren: Wer vertritt eine
Pro-Fracking-Position, wer ist gegen Fracking? Wenn es gelingt einen
Algorithmus zu entwickeln, der diese Frage automatisch beantworten kann, ließen
sich daraus viele Erkenntnisse ableiten, die ansonsten verborgen blieben. Denn
die Datenmenge übersteigt längst das, was ein Mensch lesen kann: Jede Woche fallen ca. 100.000 Tweets an, die
sich mit Fracking auseinandersetzen. Die meisten davon in den USA, aber auch
zunehmend in Europa.
Interessanterweise
lässt sich die Einstellung der Twitter-User nicht über herkömmliche
Textanalyseverfahren (Text-Mining und Sentiment-Analyse) ermitteln. Mehr dazu hier. Denn dieser Ansatz bewertet in erster Linie,
wie viele positive und negative Wörter verwendet werden. Wenn aber z. B. über eine erfolgreiche
Anti-Fracking-Aktion berichtet wird, kann dies mit sehr positiven
Formulierungen geschehen.
Die Projektgruppe
setzt daher inzwischen darauf, die Twitter-Meldungen anhand von so genannten
Metadaten zu analysieren: Offenbar unterscheiden sich Fracking-Befürworter und
Fracking-Gegner darin, wie viele Freunde sie bei Twitter haben, um welche
Uhrzeit sie ihre Meldungen posten u.v.m.
Aus dem Projekt
könnte sich auch ein direkter praktischer Nutzen ergeben: Fernziel ist es, über
die Analyse von Twitter-Daten ein Frühwarnsystem zu entwickeln, das Fracking-Unfälle lokalisiert. Das klingt zwar
nach Science-Fiction, funktioniert aber bei Erdbeben schon recht gut. Die
Grafik zeigt in gelb die Gebiete, in denen Gasvorkommen sind, die mit Hilfe von
Fracking gefördert werden können. Die grünen Flächen sind die Gebiete, in denen
2011 bereits aktiv gefrackt wurde. Lila Punkte sind offiziell gemeldete
Pipelineunfälle aus dem Jahr 2011. Die roten Punkte zeigen inoffiziell
gemeldete Umweltschäden in 2014 (www.skytruth.org).
Kommentare
Kommentar veröffentlichen